Feldatal / Alsfeld, 2012-09-30. Schrille Trillerpfeifen, ein mit Spruchbändern versehener Sarg und Menschen mit zahlreichen Transparenten: rund 70 Demonstranten waren dem kurzfristigen Aufruf der Bürgerinitiative „Schöner Ausblick“ gefolgt, um anlässlich einer Rede des Gießener Regierungspräsidenten Dr. Witteck in Feldatal-Ermenrod ihren Unmut über dessen Alsfeld-Elbenrod und Hattendorf betreffende Genehmigungs­praxis in Sachen Windkraftanlagen zu bekunden.

Dr. Witteck war Gast des Vogelsberger CDU-Kreisparteitages. Zahlreiche Transparente wie „RP: Behördenwillkür oder Bürgerbeteiligung“, „RP Witteck verkauft den Vogelsberg“ oder „WKA im Vogelsberg – Profit für wen?“ dokumentierten, dass nicht nur die betroffenen Bürger aus den Alsfelder Stadtteilen Elbenrod und Hattendorf, dem Sitz der BI „Schöner Ausblick“, sondern auch zahlreiche andere Einzelpersonen und Initiativen aus dem Vogelsberg wie Schotten / Grebenhain, Reuters, Ruhlkirchen und Fischbach ein klares Zeichen gegen die Fremdbestimmung seitens des RP setzen wollten. So war denn auch auf einem Sarg zu lesen „Hier ruht in Frieden – das kommunale Selbstbestimmungsrecht im Vogelsbergkreis. Ihr Bestattungsunternehmen Dr. W., Gießen“. Die Sargträger waren versehen mit Portrait-Gesichtsmasken von Dr. Witteck. In Redebeiträgen wurde auf die von WKAs ausgehenden gesundheitlichen Gefahren des Infraschalls hingewiesen, die bei der heutigen Größe der Anlagen einen Abstand von 2.000 m zur Wohnbebauung erforderten. Ferner wurde die Unwirtschaftlichkeit zahlreicher Anlagen im hiesigen, nur sehr mäßigen bis windschwachen Gebiet erläutert. Einig waren sich die Redner darin, dass selbst innerhalb der CDU, allen voran der Bundesregierung, wegen der fehlenden Netzkapazitäten inzwischen eine sofortige Mäßigung beim weiteren Bau von Anlagen gefordert werde, während sich RP Dr. Witteck offenbar noch mit einem ungebremsten Anlagenausbau, und das auch noch entgegen der kommunalen Planungen vor Ort wie im Falle Alsfelds, profilieren wolle. Folgerichtig forderte der Sprecher der BI „Gegenwind Vogelsberg“, Hans Teegelbekkers, Schotten, angesichts der drastisch überproportionalen Anlagenquote im Vogelsbergkreis ein Moratorium für den weiteren Anlagenbau.

RP Dr. Witteck wurde bei seiner Ankunft lautstark empfangen und stellte sich dem Gespräch mit den Demonstranten. Dr. Sachiko Scheuing, Anmelderin und Leiterin der Versammlung, konfrontierte den RP mit dem Vorwurf, die kürzlich acht erfolgten Genehmigungen im Bereich Elbenrod / Hattendorf hätten unter anderem wegen einer Veränderungssperre der Stadt Alsfeld nicht erfolgen dürfen. Dr. Wittecks Erwiderung, keine andere Wahl gehabt zu haben, wurde von den Demonstranten mit einem lautstarken Pfeifkonzert als unnötig und unwahr deklariert. Dem durchaus willkommenen Angebot des RP zu weiteren Gesprächen entgegnete Dr. Scheuing, dass diese in Form eines Dialoges nur Sinn machten, wenn es eine Chance gebe, dass der in Alsfeld und seinen Stadtteilen manifestierte und mit hoher Bürgerbeteiligung zustande gekommene Planungsstand tatsächlich auch Berücksichtigung finde.

Positiv überrascht wurden die Demonstranten von Rudolf Marx, seines Zeichens bis vor vier Monaten CDU-Landrat des Vogelsbergkreises. Er lobte in einer engagierten Ansprache die Demonstranten für ihren Einsatz und gratulierte Ihnen zu Ihrem Mut, da es mit dem WKA-Ausbau im Vogelsberg nun längst reiche und nun andere an der Reihe wären. Die BI-Aktivisten ermunterte er, in ihrem Engagement „mit Fairness, aber Härte“, so Marx wörtlich, nicht locker zu lassen und versprach, seinen Beitrag innerhalb der CDU für eine Akzeptanz der windkraftkritischen Positionen zu leisten. Negativer Gegenpol zu Marx waren für die Demonstranten einige völlig desinteressierte CDU-Delegierte. Die Demonstranten fragten sich, ob das Desinteresse dieser Politiker am Thema Windkraft so auch bei der Rede des von der CDU geladenen Regierungspräsidenten im Saal so offensichtlich gezeigt würde.

Die Veranstalter der BI „Schöner Ausblick“ sprachen angesichts der minimalen Vorlaufzeit von einem vollen Erfolg der Aktion, die zu einer weiteren Vernetzung der regionalen Gruppen führen werde. Sie hoffen zukünftig auf noch mehr Engagement betroffener Bürger, um unsere Region vor einem regelrechten Wind-Wahn zu bewahren.

Quelle: Osthessen News

http://osthessen-news.de/E/1220513/alsfeld-gegenwind-zur-windkraft–70-demonstranten-geben-lautstarken-widerstand-.html

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