Diese mahnenden Worte wurden von Matthias Krist von der BI Ruhlkirchen zur Mahnwache vorgetragen:
Einen schönen guten Abend an alle, die heute Abend den Weg hierher gefunden haben um ihren Protest gegen die Fällung dieser mittlerweile über 30 jährigen Linde kundzutun.
Mein Name ist Matthias Krist und ich bin Teil der Bürgerinitiative des Ortes Ruhlkirchen die sich in jahrelangem Kampf gegen die Errichtung der Windkraftanlagen in Ruhlkirchen gewehrt hat.
In wenigen Tagen werden hier in Alsfeld sich riesige Trucks durch die Straßen quälen, um die fast 60 Meter langen Windrotoren und weitere Turmsegmente nach Ruhlkirchen zu transportieren. Dann wird es für uns vor Ort endlich zur Gewissheit, dass eine Windkraftfirma mit der Errichtung der höchsten Windkraftanlagen Hessens mit einer Gesamthöhe von ca. 200 Metern unser malerisches Ortsbild für Jahrzehnte massiv verändern wird.
Eine Windkraftfirma, durch die wir in den letzten Jahren die Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen am eigenen Leib erfahren mussten.
- Unterschriftslisten eines Bürgerbegehrens gegen die Errichtung dieses Windparks wurden entgegen jeglichem Datenschutz missbraucht, um Teile der Bevölkerung unter Druck zu setzen.
- Fehlerhafte Vogelgutachten mussten auf Druck der Bürgerinitiative nachgebessert werden.
- Landverpächter wurden mit wertlosen Vorverträgen geködert, um sich die Grundstücke im Windpark zu sichern.
- Trotz Protest beim Regierungspräsidium durfte die Windkraftfirma sogar eine Anlage im Quellgebiet eine Bachlaufes errichten, welche bereits durch die massive Bodenverdichtung zu Überschwemmungen im Ortskern geführt hat.
- Zwischenzeitlich hat die Windkraftfirma sogar den kompletten noch nicht fertiggestellten Windpark vor vier Wochen an einen geschlossenen Windparkfonds verkauft.
- Und nicht zuletzt hat es eine Windkraftfirma,- im Zusammenspiel mit Parlament und Bürgermeister – innerhalb von drei Jahren geschafft, eine bis dahin funktionierende Dorfgemeinschaft zu zerstören. Missgunst und Neid sind mittlerweile tägliche Begleiter im Dorfleben geworden.
All diese Gedanken und Erlebnisse bewegen mich, wenn ich heute Abend hier am Ludwigsplatz die Überreste dieser schönen Linde sehe.
- Ein Baum, der als Symbol für die Zerstörung von Landschaft und Natur im Rahmen der sogenannten Energiewende steht.
- Ein Baum, der Sinnbild ist, für die in den nächsten Jahren stattfindenden massiven Rodungen in unseren heimischen Wäldern.
Alleine in unserer Region Mittelhessen sehen die Planungen des Regierungspräsidiums vor, dass ca. 1.100 Windkraftanlagen mit einer Höhe von 200 Metern errichtet werden. Dabei sollen 84 % dieser Anlagen überwiegend in staatseigenen Wäldern des Hessenforstes entstehen.
Da jede in einem Wald errichtete Anlage eine Rodungsfläche von 2.000 qm erfordert, wird ca. 1,9 Millionen qm wertvoller Mischwald dem Ausbau der Windkraft zum Opfer fallen.
Dies darf und kann nicht im Sinne der Energiewende sein. Energiewende und der damit einhergehende massive Ausbau der Windkraft muss endlich die Belange von Landschaft, Natur und der Menschen vor Ort berücksichtigen und darf nicht alleine unter der Prämisse wirtschaftlicher Interessen erfolgen.
Wenn in den nächsten Wochen die Bevölkerung Alsfelds durch die nächtlichen Schwertransporte aus dem Schlaf geschreckt wird, bedeutet dies jedoch noch nicht das Ende dieser Transporte.
Bereits jetzt ist abzusehen, dass mindestens zwei weitere Windparks in der Gemarkung von Antrifttal entstehen werden die dauerhafte Transporte durch dieses Nadelöhr am Ludwigsplatz erzwingen werden.
Hoffen wir, dass dieser Baum das einzige Opfer in Alsfeld bleiben wird.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
Matthias Krist, Ruhlkirchen