Pressemeldung „Schöner Ausblick e.V.“:
Vorgezogener Narrenauftritt oder schlichtweg Unverschämtheit?
(Alsfeld / Antrifttal) 2013-11-11 Ist es Realitätsverlust, typischer Teil des individuellen Gebarens, Narretei oder schlichtweg unverschämt, was die Protagonisten aus Wirtschaft und Politik sechs Tage vor dem Beginn der Karnevalszeit da in Antrifttal-Rulkirchen am 5.11. anlässlich der Einweihung des Windparks veranstalteten? Das fragt sich jedenfalls der Vorstand des Vereins Schöner Ausblick e.V. in einer Pressemitteilung.
Zum Hintergrund: die Bevölkerung war in die Flächenauswahl des WSB-Windparks, der die vier höchsten hessischen Windkraftanlagen beinhaltet, von Anfang an nicht einbezogen worden, ein Teil der Vertragspartner und Landverpächter wird nur einen Bruchteil der ursprünglichen Pachtsummen oder gar kein Geld erhalten, die Bewohner bestimmter Straßenzüge Ruhlkirchens klagen über die erhebliche Geräuschkulisse der Anlagen gerade zur Nachtzeit, es gibt beim Betrieb der Anlagen wie schon bei anderen Windparks entgegen allen herbeifabulierten „Verbleibs der Wertschöpfung im regionalen Raum“ keinerlei Bürgerbeteiligung – für Schöner Ausblick e.V. wirkt es da wie Hohn und Spott, wenn bei der Eröffnungsveranstaltung um den Mast einer der Anlagen eine rote Schlaufe gebunden und das schlafraubende „Windkraftmonster“ damit als „Geschenk“ präsentiert wird. „Kaum zu glauben“, so die Vorsitzende Dr. Sachiko Scheuing, „wenn (Noch-)Bürgermeister Averdung die erfolgte Standortplanung mit den Worten beschreibt, nicht die Gier nach Einnahmen, sondern der Schutz der Bürger seien im Vordergrund des Handelns aller Beteiligter gewesen. Man könnte bei diesen Worten meinen, der Bürgermeister hätte sich erfolglos als Satiriker versucht“, so die Vorsitzende.
Der Transport der gigantischen Rotoren erforderte nach Darstellung von Schöner Ausblick auch in der Nachbargemeinde Alsfeld erhebliche Eingriffe und Nachteile, von einer gefällten Linde bis zu wochenlangen nächtlichen Park-Einschränkungen in den Haupt-Durchfahrtsstraßen. Angesichts der Tatsache, dass ein Rotor beim Transport durch die Transportfirma totalbeschädigt worden sein soll und mit gewaltigem Mehraufwand wieder zurücktransportiert werden musste, hätte die Formulierung Averdungs, die Leistung beim Transport sei „spektakulär“ gewesen, auch eher ihre Berechtigung in einer karnevalistischen Büttenrede gefunden.
Der Verein beklagt den schlechten Stil der Verantwortlichen, die Nachteile aller Betroffenen völlig zu ignorieren. Man müsse sich fragen, ob die inszenierte Anrifttaler Jubelorgie in der vergangenen Woche mit dem Narrhallamarsch endete – er hätte jedenfalls, so „Schöner Ausblick“, dem Treiben der unfreiwilligen Narren gut zu Gesicht gestanden, wenn das Ganze für viele Menschen nicht so traurig wäre. Es bleibt aus Sicht von Schöner Ausblick nur die Hoffnung, dass Ruhlkirchen mit Blick auf die zu erwartende Umsetzung der Windkraftplanungen im Bereich Alsfelds wenigstens als abschreckendes Beispiel dient. „Wir fordern die Rücksichtnahme auf Mensch und Natur sowie die Berücksichtigung von Wirtschaftlichkeitsaspekten. Selbstverständlich ist auch die Auswahl seriöser Geschäftspartner – das ist man den Bürgern bei der gewaltigen Dimension der Eingriffe in die Lebensqualität und den katastrophalen Folgen für die Natur bei den in Frage kommenden Flächen schuldig. Im Gegensatz zu Antrifttal blicken wir in Alsfeld beim Thema Windkraft bisher auf ein konstruktives und demokratisches Vorgehen zwischen den städtischen Gremien, der Verwaltung, allen Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung und den Bürgern zurück – und das muss auch so bleiben!“, so die „Schöner-Ausblick“-Pressemeldung.