Größenwahn?

Betrifft: „Eilentscheid: Gericht stärkt die Veränderungssperre der Stadt“, OZ vom 10. Juni 2010

Alsfeld wird laut Regionalplan 2010, so er in der jetzigen Planung verabschiedet wird, seine Vorrangflächen für Windkraftanlagen vergrößern von 91 auf 288 Hektar, so berichtete die OZ. Dies entspricht bezüglich der Planungskapazität einer Wachstumsrate von über 200 Prozent in neun Jahren und einer Flächenvergrößerung auf 300 Prozent! Gewinnt Alsfeld damit den Titel „Modellstadt Windkraft“? Ökologische und umweltverträgliche Energiegewinnung ist ein gutes Ziel, aber nur, wenn dabei der Mensch nicht zu Schaden kommt. Der Mensch muss und will in der heutigen Zeit nicht mehr Mittelpunkt allen Denkens sein, aber er darf auch nicht komplett außen vor gelassen werden.

Nicht umsonst leitet sich Öko von griechisch „oikos“ab, was so viel wie Haus- oder Lebensgemeinschaft mit allem was dazugehört bedeutet. Wie soll ich dieses Wachstum bewerten? Ist es Fortschritt? – Planerfüllung? – Planübererfüllung? – Größenwahn?

Die Gemeinde Alsfeld hat beträchtliche Flächen zur Windenergiegewinnung vorzuweisen. Im Vergleich zu anderen Regionen mit ähnlichen Windverhältnissen hat Alsfeld sein Soll bereits mehr als erfüllt: Es wird mehr Strom erzeugt, als die Stadt verbraucht. Dagegen sehe ich eine enorme Ungleichbehandlung des gesamten Vogelsbergkreises gegenüber anderen hessischen Kreisen und Regionen.

Warum haben die Entscheidungsträger so wenig Interesse an uns Vogelsbergern und unserer Meinung? Warum werden unsere Stellungnahmen und Abstimmungen einfach ignoriert?

In Schlangenbad im Taunus dagegen wird dem Bürgerbegehren von politischer Seite eher nachgegeben: Da fürchten die Grünen „eine politische und gesellschaftliche Polarisierung in den Dörfern und wollen deshalb lieber Verzicht üben“ (FAZ, 29.05.2010, S. 57, „Stürmische Diskussion um Windräder im Untertaunus“). „Die zwischenmenschlichen Beziehungen und das bürgerliche Engagement in den Ortsteilen hätten Vorrang vor einem Ausbau der erneuerbaren Energien gegen den Willen von Mitbürgern“ (s.o.).

Auch wir wünschen uns derartige Unterstützung durch unsere politischen Vertreter. Lassen wir nicht zu, dass wir Bürger im Vogelsberg Bürger zweiter Klasse werden.

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